Erster autonomer Lkw fährt 10 km auf deutscher Autobahn

Erstmals in ein autonomer Lkw auf einer deutschen Autobahn gefahren. MAN testet nun öffentlich Prototypen.

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Bundesverkehrsminister Volker Wissing und MAN-CEO Alexander Vlaskamp im Lkw-Führerhaus

Volker Wissing (r.) auf dem Beifahrersitz des autonomen Lkw. Hinter ihm MAN-CEO Alexander Vlaskamp.

(Bild: MAN)

Lesezeit: 3 Min.

Auf einer deutschen Autobahn ist erstmals ein Lkw mit Technik fürs autonome Fahren auf Level 4 unterwegs gewesen. Ein Prototyp des deutschen Herstellers MAN fuhr am Donnerstag rund zehn Kilometer auf der A9 zwischen den Anschlussstellen Allershausen und Fürholzen in Bayern. Bundesverkehrsminister Volker Wissing und MAN-CEO Alexander Vlaskamp fuhren mit.

Die gesetzlichen Grundlagen dafür beschloss der Bundestag in der vorigen Legislaturperiode. Demnach muss die technische Aufsicht über ein Kfz mit autonomer Fahrfunktion diese sofort deaktivieren können, sobald das angezeigt ist. Dementsprechend saß am Donnerstag am Lenkrad ein Fahrer, der so wie ein Mitarbeiter in einem entfernten Kontrollzentrum, notfalls hätte eingreifen können.

MAN hat das Testfahrzeug zusammen unter anderem mit Bosch, Knorr-Bremse, Leoni und dem TÜV Süd entwickelt und zunächst auf dem werkseigenen Testgelände erprobt. Die Autobahn GmbH hat den Antrag auf die Testfahrt geprüft, das Kraftfahrt-Bundesamt genehmigte sie Anfang April, schildert MAN in einer Mitteilung. Weitere Testfahrten sollen folgen.

Die Autobahn GmbH werde auch zur Serienzulassung von autonomen Fahrzeugen für die Genehmigung von Betriebsbereichen auf Autobahnen zuständig sein, erklärt MAN. Die 2021 beschlossenen gesetzlichen Vorschriften sehen nämlich festgelegte Betriebsbereiche für derartige Fahrten vor. Der Fahrzeugbetreiber gibt die Strecken an, auf denen seine Fahrzeuge mit autonomer Fahrfunktion fahren sollen, und die Autobahn GmbH prüft daraufhin, ob diese Strecken für den Betrieb dieser Fahrzeuge mit autonomer Fahrfunktion geeignet sind.

MAN meint, autonome Lkw seien besonders geeignet für Fahrten zwischen sogenannten Logistikhubs, beispielsweise Fahrten großer Online-Warenhäuser. Besonders hier wachse das Frachtvolumen stetig, während gleichzeitig 100.000 Lkw-Fahrer fehlten. Im kommenden Jahr will MAN Pilotprojekte in typischen Hub-Anwendungen betreiben. "Die Lkw fahren immer, sind maximal effizient im Verbrauch und sicher in ihrer Steuerung. Lenkzeitpausen entfallen, die Fahrzeuge lassen sich damit perfekt in eng getaktete Logistikabläufe integrieren", argumentiert MAN.

Minister Wissing geht es um mehr: "Unser Ziel ist es, zum Leitmarkt für das automatisierte und vernetzte Fahren zu werden." Gleichzeitig seien das stetig zunehmende Transportaufkommen und der Fahrermangel eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. "Autonome Lkw können dazu beitragen, die Situation zu entschärfen." Hinzu komme die intelligente Vernetzung des Gütertransports, durch die der Umschlag von der Straße auf die Schiene effizienter und der Verkehr klimafreundlicher werden könnten.

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MAN forscht seit einiger Zeit am autonomen Fahren. Beispielsweise entwickelte und testete der Hersteller von 2017 bis 2019 zusammen mit DB Schenker elektronisch gekoppelte Lkw, sogenanntes Platooning. Von 2019 bis 2023 ging es MAN im Projekt ANITA zusammen mit der Deutschen Bahn, der Hochschule Fresenius und der Götting KG um die vollständige digitale Integration eines autonomen Lkw in den Logistikprozess des Containerumschlags von der Straße auf die Schiene. Seit 2022 arbeitet MAN zusammen mit der Autobahn GmbH und weiteren Partnern aus Industrie, Wissenschaft und technischem Prüfwesen im Projekt ATLAS-L4 an der Entwicklung eines autonomen Lkw für den Einsatz in Autobahnverkehren zwischen Logistikhubs.

(anw)