Klinik-Atlas ist online

Der Klinik-Atlas ist online. Damit sollen sich Patienten "verständlich und transparent" über das Angebot der 1700 Krankenhäuser informieren können.

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Leerer Krankenhausflur mit Stühlen

Der Start des Klinik-Atlas wird nicht von allen begrüßt.

(Bild: Ground Picture/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Gesundheitsminister Karl Lauterbach stellt nach erneuter Fristverschiebung den Klinik-Atlas auf der Bundespressekonferenz vor. Damit sollen sich Patienten "verständlich und transparent" über das Angebot der 1700 Krankenhäuser informieren und sich anhand der Informationen eine Auswahl für ein Krankenhaus treffen. Die Patienten können nach ihrem Problem umgangssprachlich und ohne die Angabe von Fachbegriffen suchen, beispielsweise nach "Ziegenpeter", betonte Lauterbach.

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In Stufe eins von drei liefert der Klinik-Atlas "für alle Eingriffe die Fallzahlen, und zwar auch im Vergleich zu anderen Kliniken, dann die Pflegequalität und ob bestimmte Qualifikationen da sind", aber auch Angaben zur Notfallversorgung in der Klinik, erklärt Lauterbach. Darüber hinaus gibt der Atlas an, wie viele Pflegekräfte in der Klinik, gemessen an der Anzahl der Patienten, "unter Berücksichtigung der Fallschwere der Patienten", vorhanden sind. In weiteren Stufen soll unter anderem die Komplikationsrate bei Eingriffen und Angaben zur Anzahl bestimmter Prozeduren hinzukommen.

Bis zu zehn Kliniken ließen sich sogar auf dem Smartphone vergleichen. Damit soll sichergestellt werden, dass Menschen möglichst in Kliniken behandelt werden, die bereits über Routine bei bestimmten Operationen verfügen. Der Atlas sei Lauterbach zufolge "sehr leistungsstark"; er könne innerhalb von zehn Minuten die Suchanfragen von einer Million Patienten beantworten. Dahinter stecke "ein komplizierter Algorithmus", der sich ständig weiterentwickelt – "auch mit den Verfahren der künstlichen Intelligenz".

Auf der Website bundes-klinik-atlas.de sind die Daten über den Umfang und die Versorgungsqualität sowie die Personalausstattung in Krankenhäuser hinterlegt. Er ist Teil einer schon seit Jahren angekündigten Krankenhausreform, welche die Kliniklandschaft verändern und zu einer stärkeren Spezialisierung führen soll. Für den Klinik-Atlas musste zunächst im Vermittlungsausschuss eine Einigung für das Krankenhaustransparenzgesetz erzielt werden.

Für den Klinik-Atlas hat das BMG das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) beauftragt. Dieses liefert zusammen mit dem Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus GmbH (InEK) die Daten – letzteres veröffentlicht als deutsches DRG-Institut (Diagnosis Related Groups-System) den DRG-Katalog und entwickelt diesen im Auftrag weiter. Jedes Quartal müssen die Kliniken Daten an das InEK melden, was für die Krankenhäuser laut Lauterbach nicht mit weiteren bürokratischen Aufwänden verbunden sei. Das BMG hat darüber hinaus auch eine Kooperationsvereinbarung mit der "Weissen Liste" geschlossen. Die Bertelsmann-Stiftung hatte das Portal, das bereits Informationen über die Qualität von Krankenhäusern lieferte, eingestellt und nannte als Grund den Start des Klinik-Atlas.

Gegenüber der dpa erklärte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, dem Klinik-Atlas würden noch entscheidende Angaben fehlen würden. "Die Qualität der Patientensteuerung in der Klinik wird nicht erfasst", sagte Brysch der dpa. Nach wie vor mangele es an verbindlichen Leitlinien und Bewertungsfaktoren, die die Arbeit am und mit dem Patienten in den Blick nehmen. Beispielsweise müssten ältere Menschen deutlich häufiger stationär versorgt werden und betagte Patienten mit Mehrfacherkrankungen bräuchten mehr Zeit für eine gelungene Therapie. Daher sei die Komplikationsrate bei diesen Patienten höher.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hatte bereits im Vorfeld Kritik geäußert – unter anderem aufgrund der zusätzlich anfallenden Bürokratie. DKG-Chef Gerald Gaß nannte den Atlas laut Redaktionsnetzwerk Deutschland "überflüssig und irreführend". Erst kürzlich hatte die DKG eine aktualisierte Version ihres Krankenhausverzeichnisses veröffentlicht, das monatlich 500.000 Menschen nutzen. Zudem hatten die Länder dem Krankenhaustransparenzgesetz zunächst eine Absage erteilt. Eine Befürchtung war unter anderem, dass die Zahl der Kliniken durch Neuerungen wie den Klinik-Atlas sinken dürfte. Die erhöhte Transparenz könne vor allem kleineren Krankenhäusern schaden.

Update

Artikel um weitere Informationen aus der Bundespressekonferenz ergänzt.

(mack)